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Gemäß dem Climate Action Tracker werden die Kosten zur Bekämpfung des Klimawandels bis Ende dieses Jahrzehnts 5,2 Billionen US-Dollar jährlich übersteigen. Das entspricht ungefähr einer Verzehnfachung gegenüber dem aktuellen Niveau.1 Für die Finanzierung der Klimawende wird der Anleihenbereich eine entscheidende Rolle spielen, so Scott Freedman, Fixed-Income-Portfoliomanager bei Newton Investment Management.

Die aktuelle Klimapolitik und die tatsächlich erforderlichen Maßnahmen klaffen weiterhin deutlich auseinander. Umfang und Geschwindigkeit der Umsetzung reichen noch nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Doch selbst, wenn der derzeitige Kurs beibehalten wird, werden umfassende Ausgaben getätigt werden – und die Mittel dafür werden größtenteils an den Anleihemärkten aufgenommen werden“, führt Scott Freedman aus.

Fest steht, dass eine enorme Menge an zusätzlichem Kapital finanziert und im Laufe der Zeit refinanziert werden muss, sodass der Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt weltweit steigen wird.“ Die Fixed-Income-Märkte spielen bereits eine wesentliche Rolle bei der Umgestaltung des Finanzsystems, und sie werden immer wichtiger für die Transformation zur Klimaneutralität.

Label gewinnen an Bedeutung

Es gibt bereits umfassende Anreizprogramme, doch sie sind erst der Anfang. Der Bereich nachhaltige Finanzen ist noch immer recht klein, wächst aber derzeit sehr schnell, und Anleiheanleger verfügen inzwischen über bessere Möglichkeiten, ihr Kapital in Anlagen mit positiver Wirkung zu lenken.

Das geschieht zum Teil durch zertifizierte Nachhaltigkeitsanleihen („Labelled Bonds“), deren Erlöse in bestimmte Projekte fließen oder bei denen die Nichterreichung bestimmter Ziele höhere Zinskosten zur Folge hat“, erklärt Freedman. „Doch dank der wachsenden Beliebtheit von ESG-Analysen (Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren) stellen auch herkömmliche Anleihen („Vanilla Bonds“), die den weitaus größten Teil des heutigen Anleihemarktes ausmachen, ein wichtiges Instrument dar.“ Obwohl der Markt für Labelled Bonds 2,0 Billionen US-Dollar schwer ist, repräsentiert er nur 2,9 Prozent des globalen Anleihemarktes.2

Eine fundamentale Ausrichtung

Während die Anleger sich dem Risiko des Greenwashing bewusst sein müssen3, wird die Nachfrage nach Labelled Bonds voraussichtlich weiter zunehmen. „Mithilfe einer Fundamentalanalyse von ESG-Faktoren, die ganzheitlich ausgerichtet ist, anstatt auf einzelne Vermögenswerte und Projekte, können Anleger die Gefahren des Greenwashing umgehen“, so Freedman.

Die Fundamentalanalyse ist entscheidend, denn in den USA ist eine Anti-ESG-Bewegung entstanden, die sich darauf beruft, dass die finanzielle Performance von ESG-Anlagen nicht ausreichend beachtet werde. Freedman kommentiert: „Wichtig für Fixed-Income-Anleger ist jedoch die Analyse von Risiko, Wachstum und Effizienz, die alle mit ESG in Verbindung gebracht werden können – dies ist eine Grundkomponente unserer Tätigkeit.“

Eine gerechte Transformation

Es wird immer wichtiger, eine „gerechte Transformation“ im Blick zu haben, denn eine auf das Klima ausgerichtete Finanzierung ist mit sozialen Folgen verbunden. Freedman betont: „Wir sind der Meinung, dass grüne Zielsetzungen nicht isoliert betrachtet werden sollten – auch wirtschaftliche Entwicklungsziele spielen eine Rolle.“

Er führt aus: „Um einen nachhaltigen Wandel herbeizuführen, müssen wir alle Beteiligten stärker in die Verantwortung nehmen. Dazu gehören Regierungen, Unternehmen, Anleger und Besitzer von Vermögenswerten.“ So enthalten manche Schuldverschreibungen wie beispielsweise nachhaltigkeitsbezogene Anleihen inzwischen Umweltklauseln oder ähnliche Bedingungen, die Strafen bei Nichterreichung von Zielvorgaben vorsehen.

Einige Managementteams haben uns gegenüber zugegeben, dass sie sich für Labelled Bonds entscheiden, um vom sogenannten Halo-Effekt und von niedrigeren Finanzierungskosten zu profitieren. Wir halten erweiterte und strengere Rechenschaftspflichten für entscheidend, ebenso wie eine stärkere Betonung der unterschiedlichen Kapitalkosten der Emittenten.“

Maßgeblicher Einfluss

Mit fortschreitender Regulierung wird die Zahl der „Stranded Assets“ steigen (Vermögenswerte, deren Wert unerwartet drastisch sinkt), ebenso wie die Risiken für Geschäftsmodelle. Sektoren, die zunehmend als „schmutzig“ angesehen oder hinterfragt werden, werden höheren Risiken ausgesetzt sein, niedrigere Bonitätsratings erhalten und steilere Renditekurven aufweisen. „Dies hat wesentliche Auswirkungen auf die Renditen festverzinslicher Wertpapiere, da die Kreditrisiken für diese Emittenten steigen werden, was ihren Zugang zu Kapital zu günstigen Zinssätzen einschränkt“, so Freedman. Zwar haben Anleiheinhaber keine Stimmrechte, aber auch sie können Einfluss durch aktives Engagement ausüben und Emittenten Kapital verwehren. Zudem müssen Schulden im Laufe der Zeit refinanziert werden.

Wir müssen auch berücksichtigen, dass das Kapital von Anlegern den ‚schmutzigen‘ Sektoren die Transformation ermöglichen kann. Hier sollte ein aktives Engagement Vorrang vor Ausschlusskriterien haben, denn ein nachhaltiger Wandel in diesen Sektoren wird enorme Verbesserungen für unseren Planeten und die Gesellschaft herbeiführen und gleichzeitig dazu beitragen, die Kosten niedrig zu halten.“

Wir sind davon überzeugt, dass Anleiheanleger entscheidenden Einfluss darauf ausüben werden, Kapital in Projekte zu lenken, die zu einer gerechteren, kohlenstoffarmen Welt beitragen“, schlussfolgert Freedman.

1 Climate Action Tracker, State of Climate Action 2022. Oktober 2022.
2 ICE BofA Indizes, Stand: 1. Januar 2023.
3 Als „Greenwashing“ bezeichnet man das Verbreiten falscher Informationen durch ein Unternehmen oder Akteure, um sich in der Öffentlichkeit als umweltfreundlich darzustellen.
1353669 Gültig bis: 30 Juni 2024